ÜBER DIE GRENZEN VON DEPRESSION, BÄRENFELL UND GESTALT.

Brennt in der Hölle", sage ich, bevor ich wieder unter die Bettdecke krieche, "brennt in der Hölle, ihr Sonnenschein-Männer. Sie sind so fröhlich, dass man meinen könnte, sie könnten Dopamin und Serotonin über W-LAN ausschütten. Wenn nur jemand eine solche Technologie erfunden hätte.

Aber das hat niemand, also verschwindet. Oder zumindest wegziehen. Es fällt mir körperlich schwer, deinen ungezügelten Enthusiasmus zu ertragen.

Ich gehe zu den belarussischen Aktivisten, weil es dort Dunkelheit, Verfall und Hoffnungslosigkeit gibt. Ich hoffe, dass ich über die Sinnlosigkeit des Daseins sprechen kann, über die Akzeptanz der Hilflosigkeit und darüber, wie man unter Bedingungen der totalen Ungewissheit überleben kann.

- Und lasst uns das Denkmal für den belarussischen Aufstand von vor tausend Jahren waschen, - sagen die belarussischen Aktivisten.

- Und dort werden wir Spieße grillen!

- Ja! Alle zusammen! Die Kleiderordnung ist weiß und rot.

- Und wir werden abwechselnd die Gedichte von Vasil Bykov vorlesen!

- Ja! Und singen sie auf der Gitarre zur Melodie von Kupalinka!

Mein Gott, wer sind diese energiegeladenen Leute? Ich habe nicht einmal die Energie, meine Wohnung zu putzen oder ein Rezept für Antidepressiva vorzulesen. Geschweige denn, es zu singen. Und meine Kleiderordnung im letzten Monat war ein Pyjama. Grün.

Ich verlasse die belarussischen Aktivisten, diese unermüdliche Begeisterung und Lebenslust tut mir weh.

Ich würde lieber irgendwo ans Meer fahren. Besser noch, zu einer Regatta. Dort versammeln sich einsame Introvertierte, um allein mit den Elementen ihren Einklang zu finden. Ich hoffe, irgendwo in der hintersten Ecke einer Yacht zu liegen und die nächsten zwei Wochen auf den Horizont zu starren, umgeben von denselben schweigsamen und strengen Seewölfen und Seewölfinnen.

- Und lass uns jeden Morgen zu Musik tanzen", sagen die strengen Seewölfe.

- Und bei Sonnenuntergang mit der ganzen Regatta Yoga machen.

- Und nehmen wir lustige Fotos und Videos auf und wetteifern dann darum, wer das lustigste hat!

- Vergiss die Disco nicht! Kleiderordnung für den Abend.

Mütter, kann ich meinen Schlafanzug anziehen? Und beim Yoga mache ich nur eine Pose, Shavasana. Und nur in meiner Kabine.

Ich gehe zur Therapiegruppe der Gestalttherapeuten. Ich beschwere mich über die fröhlichen Aktivisten und energiegeladenen, übereifrigen Seewölfe. Ich sage ihnen, dass ich mich in meiner Depression wie ein Bärenfell in der Ecke des Raumes fühle - liegend, ohne Energie oder Bewegung, aber in regelmäßigen Abständen die Beine derer abbeißend, die mir zu nahe kommen.

Und es fühlt sich an, als ob ich endlich dort sein kann. In der Ecke liegend, in meinem Pyjama, mich gelegentlich selbst beißend, nicht tanzend, nicht Yoga machend oder Gedichte lesend. Um verstanden zu werden, um gehört zu werden, um umarmt zu werden.

Und ich denke darüber nach, dass wir alle manchmal diese Art von urteilsfreiem Raum brauchen. Kann ich hier eine Weile bleiben?